reiheit: Das ist ein großes Wort, welches wir mit Begriffen wie Toleranz und Verständnis verbinden. Gleichzeitig bedeutet es die Abwesenheit von Zwang. Diese kurze Definition von Freiheit wird der Begrifflichkeit jedoch nicht zu 100 % gerecht. Warum?
Hinter Freiheit steckt noch viel mehr und das hängt vom zeitlichen, kulturellen sowie fachbezogenen Kontext ab.
Fest steht jedoch stets: Freiheit ist ein hohes Gut, weswegen sie auch im Rahmen der Menschenrechte Berücksichtigung findet.
Sie jedoch tatsächlich zu erhalten und auch für sich zu nutzen, steht auf einem anderen Blatt.
Ein Blick in die Philosophie
Die Philosophie kennt nicht eine Definition von Freiheit, sondern unterschiedliche. In der griechischen Antike waren für die Sophisten die Menschen frei, deren Handeln nicht durch willkürliche Gesetze bestimmt wurden. Das Leben würde dann nur durch die Naturgesetze begrenzet. Sokrates bringt einen anderen Aspekt in den Freiheitsgedanken. Danach muss es dem Menschen möglich sein, sein Handeln so auszuleben, dass er mit Vernunft die beste Möglichkeit wählen kann.
Bei Aristoteles steht die konkrete Wahl der eigenen Handlungsentscheidung im Vordergrund. So würde sich der Mensch aufgrund seiner Vernunft von Tieren unterscheiden. Jahrhunderte später geht der niederländische Philosoph Spinoza noch stärker auf die Selbstbestimmung des Einzelnen ein. So sagt er, dass nur das frei ist, „was allein aus der Notwendigkeit seines Wesens heraus existiert und allein durch sich selbst zum Handeln bestimmt ist.“ Hieraus lässt sich ein weiterer Aspekt der Freiheit ableiten, der bereits in der Einleitung erwähnt wurde. Es geht demnach um das Freisein von äußeren Zwängen und damit die ungehinderte freie Bewegung – mental und räumlich. Daran schließen sich Konzepte wie die freie Entscheidung und die freie Wahl an.
Die neuzeitliche Perspektive
Die Politik lehnt sich beim Freiheitsbegriff an die Philosophie an. So hat ein freier Mensch das Recht, in eigener Selbstbestimmung sowie nach seinen eigenen Fähigkeiten sein Handeln auszurichten. Doch wie frei sind wir dann? Jede Gesellschaft hat ihre Normen, Werte und Gesetze. Sie sollen ein Zusammenleben ermöglichen. Dieses soll so harmonisch und so frei für jeden sein, wie es eben möglich ist. Gerade die Coronaproblematik warf diesbezüglich eine Grundsatzfrage auf: Wo fängt die Freiheit des Einzelnen an und wo hört sie aus Rücksichtnahme auf andere auf? Ein anhaltender Streit darüber entfachte, für den es bis heute keinen Konsens gibt und geben kann.
Welche Einschränkungen der Einzelne für andere auf sich nehmen muss, bestimmt letztlich die Politik und wird durch die Polizei oder sogar das Militär durchgesetzt. Ob sich dies immer richtig anfühlt, ist Ansichtssache.
Auch hierzu ein Beispiel:
2015 begann der Flüchtlingsstrom auf Europa. Das fachte vielfältige Diskussionen und Grundsatzfragen an – auch zum Thema Freiheit. Einige Stimmen ließen verlauten, dass jeder Mensch sich frei bewegen können sollte. Das wäre Freiheit. Dementsprechend wäre es positiv, jegliche Grenzen zu öffnen. Doch es gab auch andere Meinungen, die auf die Probleme eines unkontrollierten, riesigen Flüchtlingsstroms hinweisen. So sagte mit Peter Sloterdijk ein bedeutender Philosoph Deutschlands: „Es gibt keine moralische Pflicht zur Selbstzerstörung“. Die Freiheit des Einzelnen – in diesem Falle der Flüchtlinge – würde auf Kosten des Wohls der bereits vorhandenen Bevölkerung gehen.
Zudem berge diese unkontrollierte „Wanderungsfreiheit“ ein Problem für die Flüchtlinge selbst: Sie würden leicht zum Opfer von kriminellen Banden werden, die Zwangsarbeiter für den Bau und für Bordelle suchen. Somit würde die gewonnene Freiheit letztlich in eine Sklaverei und in mehr Elend münden. Hinter der Kritik an der Flüchtlingspolitik steckt in diesem Zusammenhang daher kein rechtsradikales Gedankengut, sondern die Sorge um die Versorgung sowie Behandlung der Flüchtlinge sowie die Lebensqualität der bereits vorhandenen Bevölkerung. Um in einer Gesellschaft frei zu sein, bedarf es daher mehr, als nur frei entscheiden und sich frei bewegen zu können.
Ein Spannungsraum: Willens- und Handlungsfreiheit
Die Philosophen Kant und Hume machten mit ihren Gedanken zur Freiheit ein neues Spannungsfeld auf: die Unterscheidung zwischen der Handlungsfreiheit und der Willensfreiheit. Inwiefern ist der Mensch frei von Fremdbestimmung und eigenen Grenzen? So bestände laut Hume eine Willensfreiheit, wenn sich die damit einhergehende Entscheidung nicht durch Charakterzüge, Wünsche oder Motive begründen ließe. Das würde bedeuten, dass sich keine Verbindung zwischen dem Wesen einer Person und ihrer Handlung herstellen ließen. Handlungsfreiheit hingegen würde bedeuten, dass eine Person eine Handlung vornehmen könne, ohne von äußeren Umständen begrenzt zu werden. Dahinter verberge sich somit das Vermögen zum freiwilligen, bewussten Tun – natürlich im Zusammenhang mit den persönlichen Möglichkeiten sowie Fähigkeiten und bezüglich der gegebenen Umstände.
Kant sieht in der Willensfreiheit das Vermögen, einen Zustand von sich aus anzufangen. Anders ausgedrückt: Der Wille würde nicht von sinnlichen Antrieben oder äußeren Zwängen bestimmt werden. Vielmehr sei er selbst „Ursprung des Wollens“.
Was ist Freiheit für dich?
Nur diese wenigen Ansätze großer Denker zeigen bereits auf, dass sich hinter Freiheit sehr viel mehr verbirgt als nur die Abwesenheit von Zwang. Was bedeutet es für dich, frei zu sein? Und inwiefern glaubst du, dass wir frei sind? Wo wird unsere Freiheit begrenzt?
Eng verbunden mit den Gedanken zur Freiheit ist der freie Wille. Existiert er überhaupt? Auch hierzu gibt es unterschiedlichste Ansätze. So ist der Wunsch nach einem freien Leben beim Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt. Die einen sehen es als einem Akt der Sklaverei, wenn sie ihren Traum vom Eigenheim durch jahrelange Zahlungen an eine Bank verwirklichen würden. Die anderen empfinden darin eine Freiheit, denn sie tauschen die Mietzahlungen gegen einen Immobilienkredit ein.
Fest steht, dass Freiheit eine Begrifflichkeit ist, die sich nicht allgemeingültig definieren lässt. Sie muss in den Kontext der jeweiligen Zeit gesetzt werden, denn auch politische Umstände nehmen Einfluss auf den Freiheitsbegriff.
Laut Umfrage sind 90 Prozent der Menschen nicht in der Lage, mehr als drei ihrer 30 Menschenrechte zu benennen. 👉 𝗦𝘁𝗮𝗿𝘁𝗲 𝗷𝗲𝘁𝘇𝘁 𝗱𝗮𝗺𝗶𝘁, 𝗗𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗥𝗲𝗰𝗵𝘁𝗲 𝗮𝗹𝘀 𝗠𝗲𝗻𝘀𝗰𝗵 𝘇𝘂 𝗸𝗲𝗻𝗻𝗲𝗻 𝘂𝗻𝗱 𝘀𝗰𝗵𝗮𝘂 𝗗𝗶𝗿 𝗱𝗲𝗻 𝗩𝗶𝗱𝗲𝗼 𝗱𝗲𝗿 𝗚𝗲𝘀𝗰𝗵𝗶𝗰𝗵𝘁𝗲 𝗗𝗲𝗶𝗻𝗲𝗿 𝗠𝗲𝗻𝘀𝗰𝗵𝗲𝗻𝗿𝗲𝗰𝗵𝘁𝗲 𝗮𝗻 👉 [𝗩𝗜𝗗𝗘𝗢] Die Geschichte Deiner Menschenrechte
Dieser Artikel enthält Links zu den folgenden Beiträgen:
- [VIDEO] Die Geschichte Deiner Menschenrechte
- Gedanken-, Gewissens- Und Religionsfreiheit
- Was Sind Eigentlich Menschenrechte?
- Gerechte Soziale Und Internationale Ordnung
- Keine Sklaverei
- Menschenrecht 29: Verantwortung Und Grundpflichten
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