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eder hat ein Recht auf einen menschenwürdigen Lebensstandard, auch wenn er kein Geld verdienen kann. Das beträfe insbesondere Kinder, behinderte Menschen, Senioren, Kranke und Arbeitslose. Sie stehen unter einem besonderen Schutz, für den der Staat zu sorgen hätte. Hieraus ergibt sich auch eine Verantwortung der Wohlstandsländer gegenüber den Menschen der Entwicklungsländer und Katastrophengebiete. Das sagt die Theorie.

Wie so häufig im Leben prallt sie mit großer Gewalt gegen die Realität. Darüber hinaus birgt dieses Menschenrecht ein immenses Konfliktpotenzial, denn wo fängt die Unterstützung an und wo hört sie auf? Wer fühlt sich benachteiligt und wer nutzt das soziale Netz schamlos aus? Werfen wir einen genaueren Blick auf den Artikel 25 unserer Menschenrechte.

Die exakte Definition von Menschenrecht Nr. 25

„1. Jeder hat das Recht auf einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen, sowie das Recht auf Sicherheit im Falle von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Invalidität oder Verwitwung, im Alter sowie bei anderweitigem Verlust seiner Unterhaltsmittel durch unverschuldete Umstände.“
„2. Mütter und Kinder haben Anspruch auf besondere Fürsorge und Unterstützung. Alle Kinder, eheliche wie außereheliche, genießen den gleichen sozialen Schutz.“

Das ist mit Menschenrecht Artikel 25 gemeint

Menschenrechte dienen dem Schutz der Menschen und sollen ihre Rechte sichern. Menschenrecht 25 bezieht sich auf einen angemessenen Lebensstandard, den jeder Mensch haben sollte. Hiermit ist ein soziales Existenzminimum gemeint, zu dem folgende Aspekte gehören:

  • menschenwürdige Behausung
  • angemessene Kleidung
  • angemessene Ernährung
  • ärztliche Betreuung
  • Recht aus Sicherheiten bei Krankheit, Arbeitslosigkeit, Invalidität, Alter, Armut und Verwitwung

In Deutschland werden diese Bedürfnisse durch Sozialversicherungen und Krankenkassen abgedeckt, was aber nicht bedeutet, dass nicht doch so mancher durch das Sicherheitsnetz fällt. Zudem provoziert das System eklatante Ungerechtigkeiten, die Missmut in der Bevölkerung provozieren. Wie das soziale System Deutschlands künftig finanziell am Leben erhalten werden kann, sorgt ebenfalls für Diskussionsbedarf.

Menschenrecht 25: für weniger als ein Drittel der Weltbevölkerung aktiv

So wichtig das Menschenrecht 25 auch ist, die Anwendung ist mangelhaft. Nicht einmal ein Drittel der Weltbevölkerung darf auf eine umfassende soziale Sicherung hoffen. Und für die Sicherung, die sie erhalten, gibt es weiterhin Handlungsbedarf – teilweise eklatant.

Mehr als fünf Milliarden Menschen starten mit der konstanten Sorge in den Tag, dass ihnen oder ihren Angehörigen etwas passieren könnte, wogegen sie kaum oder gar nicht abgesichert sind.

Hierzu zählen der Verlust der Arbeit, eine Krankheit und ein Unfall. Damit ist ein versperrter Zugang zur sozialen Absicherung ein verlässlicher Indikator für ein Leben unterhalb oder nahe der Armutsgrenze. Gleichzeitig ist er ein Ausdruck für eine systemische soziale und wirtschaftliche Ausgrenzung.

Besser gestellt in reicheren Ländern dieser Welt

Ohne Zweifel ist die soziale Sicherung in reicheren Staaten besser. Das heißt aber nicht, dass sie allumfassend ist. Studien offenbaren einen Anteil von 20 % an der Bevölkerung der wohlhabenden Staaten Europas, der trotz langer Tradition einer rechtbasierten Sozialpolitik nicht komplett abgesichert ist. In den USA, einem der attraktivsten Länder für Flüchtlinge aus dem lateinamerikanischen Raum auf der Suche nach Wohlstand, sind nur 15 % der Bevölkerung allumfassend abgesichert. Bestrebungen wie Obamacare konnten dies nur unzureichend beheben. Besser steht es in den USA um die Altersversorgung, die nach offiziellen Zahlen 100 % der US-Bevölkerung abdecken.

Ein Blick in die einkommensarmen Staaten unserer Welt offenbart ein noch unerfreulicheres Bild:

  • Mindestens ein Lebensbereich ist für 60 % der Gesamtbevölkerung Lateinamerikas abgesichert.
  • Für die Asien-Pazifik-Region beläuft sich der Wert auf 40 %.
  • Auf dem afrikanischen Kontinent trifft dies nur auf 20 % der Bevölkerung zu.

Vielschichtige Ungleichheiten prägen zahllose Länder unserer Welt. Das zu beseitigen, ist eine große Herausforderung, denn es mangelt bereits an der Möglichkeit, sich auf legale Weise einen besseren sozialen Stand zu erarbeiten. Regierungen nehmen sich diesem Problem ebenfalls zu wenig an.

Die Gründe dafür sind vielfältig und zumeist eng mit sozialer Ausgrenzung verwoben. So haben seit jeher die Schwächsten der Bevölkerung – religiöse Minderheiten, diskriminierte Ethnien, benachteiligte Kasten, Behinderte und Kinder - kaum eine Stimme.

Oft werden sie ihren Rechten beraubt, um sich selbst zu bereichern. Deutlich wird dies unter anderem an dem Stadt-Land-Gefälle: Über 50 % der Landbevölkerung unserer Erde haben keinen Zugriff auf eine Krankenversicherung. Weltweit sind von der städtischen Bevölkerung rund 80 % der Menschen krankenversichert.

Besonders wenig Absicherung für Frauen

Ärztliche Versorgung, Nahrung, eine sichere Unterkunft: Vor allem Frauen wird rund um den Globus dieses Recht verwehrt. Sie sind sozial besonders schwach gestellt, wenn sie Kinder haben. So erhalten nur 40 % der Mütter von Neugeborenen Elterngeld. Ein Beispiel aus Ghana zeigt, wie stark das Einkommen von der Qualität der ärztlichen Versorgung abhängt: Nahezu alle Mütter der oberen Einkommensschicht beziehen eine fachlich kompetente Entbindung. Bei den ärmsten Frauen sind es nur knapp 50 %.

Weitere Beispiele für eine ungerechte Sozial- und Krankenversicherungssituation

  • Jedes dritte Kind auf unserer Erde ist von Kinderarmut direkt betroffen.
  • 28 % der Menschen mit schwerer Behinderung haben eine Sozialversicherung.
  • 68 % der Senioren erhalten eine Rente. Oft ist sie nicht existenzsichernd.

Diese Zustände tragen in manchen Ländern direkt zu einer hohen Geburtenrate bei. Kinder bedeuten häufig Absicherung im Alter. Sie sind es, die die Eltern später aufnehmen und sich um sie kümmern. Jedenfalls ist das der Plan. Die wenigsten von ihnen können den Eltern jedoch eine so umfassende Absicherung bieten, wie es der Staat tun müsste.

Wieso wird Menschenrecht 25 so stark missachtet?

Die Hintergründe sind komplex und die Zusammenhänge verworren. Ein bedeutender Grund liegt in dem weltweiten Defizit an fair entlohnter, umweltverträglicher und sozialversicherter Arbeit. Das mag nicht verwunderlich erscheinen, sollte es aber vor dem geschichtlichen Hintergrund: 1919 verabschiedete die Internationale Arbeitsorganisation die ersten Sozialversicherungsübereinkommen. In diesen Übereinkommen wurden unter anderem 12 Wochen bezahlter Mutterschutz und Stillpausen während der Arbeit fixiert. Nur wenige Jahre später folgten diverse sozialpolitisch progressive Beschlüsse zu Krankenversicherungen, Arbeitslosenversicherung, Altersabsicherungen und gesetzlichem Urlaub.

Damit gibt es in der jüngeren Geschichte einen soliden Weg hin zu einem tragfähigen Sozialsystem, das auf dem Arbeitsplatz basiert.

Die Formalisierung der Arbeit schreitet auf weltweiter Ebene jedoch nicht voran. Stattdessen verschlimmern sich die Zustände – in allen Teilen auf dem Globus. Drastisch nimmt die Schere zwischen Arm und Reich zu. Selbst in den Wohlstandstaaten verschwindet mehr und mehr der Mittelstand. Und weitere Zahlen geben Grund zur Sorge: Ende 2020 waren 1,1 % der Weltbevölkerung im Besitz von 45,8 % des weltweiten Vermögens. Gerechtigkeit sieht anders aus.

Laut Umfrage sind 90 Prozent der Menschen nicht in der Lage, mehr als drei ihrer 30 Menschenrechte zu benennen.

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Weitere Informationen und Quellen zum obigen Thema:

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Photo by Nathan Anderson on Unsplash

Publiziert am
Oct 22, 2021
 in Kategorie:
Rechte

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